So, endlich ist es so weit: Das Interview ist fertig ausgearbeitet und ihr dürft es lesen.
Viel Spaß!
Matthias Bollwerk - Das Interview
Daten
Matthias Bollwerk
Rebecca alias Tollkirschenmuffin
Wien, im Prater auf einer Bank
1. Juni 2009
Ungefähr 18:00
Sonnenschein
Die Frisur hält
Nachdem Matthias und ich uns beim Bahnhof endlich gefunden, uns durch die Massen am Praterstern gekämpft hatten und er mir eine Brezel angeboten hatte (Matthias: “Willlst du eine Brezel?”; Ich: “Ähm. Nein, danke.”), nahmen wir auf einer Parkbank Platz und begannen zu plaudern.
Obwohl es in der Früh noch eher düster ausgesehen hatte, schien die Sonne und ich war froh, nicht im Regen zu sitzen.
Erst nachher fiel mir auf, dass mein Interview-Partner mir nicht ein Brezel, sondern eine Brezel angeboten hatte, und ich hatte den leisen Verdacht, dass es sich dabei um etwas anderes handelte als vermutet. Meine Erfahrung mit Brezeln ist eher beschränkt, daher bin ich mir immer noch nicht sicher. Ob er vielleicht ein Croissant oder ein “Weckerl” aß? Wir werden es wohl nie erfahren.
Rebecca: Ich hasse meine Handtasche! Wo sind die Notizkarten?
Ich wühlte mich verzweifelt durch das Chaos. Wie kann in einer solch kleinen Tasche bloß etwas verloren gehen? Das sind die Momente, in denen jeder merkt, dass ich von typischem Mädchenkram nada Ahnung habe. Rucksäcke sind eine wunderbare Erfindung! Schließlich fand ich die Notizkarten und sogar Papier zum Schreiben.
Matthias: Brauchst du etwas zum Schreiben?
Rebecca: Erm, nein, geht schon. Ich hab’ genug Stifte mit.
Endlich konnte es losgehen.
Rebecca: So… beginnen wir mit den Standardfragen.
Matthias: Geht klar.
Rebecca: Matthias, wie geht es dir heute?
Matthias: Soweit gut, aber ein bisschen melancholisch…
Rebecca: Weil du Wien morgen wieder verlässt und - ab in die Heimat - wieder nach Deutschland zurückkehrst?
Matthias: Ja, morgen geht es tatsächlich wieder in die Heimat. Ich besuche nämlich meine Eltern in Lüneburg. Schon schade, dass meine Zeit hier vorbei ist.
Rebecca: Okay… kommen wir zur nächsten Frage (bevor es allzu frustrierend wird). Dein Sternzeichen?
Matthias: Skorpion.
Rebecca: Deine Lieblingsfarbe?
Matthias: Spontan würde ich blau sagen, aber ich trage eher-
Herr Bollwerk begutachtete seine Kleidung :) Ich ebenso.
Rebecca: ?
Matthias: … matte Töne.
Rebecca: Was tust du sonst so in deiner Freizeit? Also, wenn du dich nicht mit dem Notizblog. Musik oder Proben beschäftigst?
Matthias: Ähm…
Er erklärte mir, dass der Notizblog und Musik schon einen Großteil seiner Freizeitbeschäftigung ausmache.
Matthias: Ansonsten spiele ich gerne Frisbee.
Rebecca: Frisbee?
Matthias: Ja, Frisbee. Das ist eine richtige Sportart. Ich meine, ich hab nie im Verein gespielt-
Rebecca: Wo kann man in Wien bitte Frisbee spielen?
Diese Frage wirkt noch intelligenter, wenn man bedenkt, dass wir direkt neben einer riesigen, saftig-grünen Wiese saßen, die sich garantiert bestens zum Frisbee spielen eignet.
Rebecca: Oh.
Matthias: Na ja, hier zum Beispiel :), oder im Stadtpark. Da haben wir öfter gespielt. Da bin ich, als ich mit Jeannine (Jeannine Wacker - “Thea” in “Frühlings Erwachen”) und Senta (Senta Sofia Delliponti - Swing) dort war, auch mal erkannt worden.
Rebecca: Wurdest du oft erkannt?
Matthias: Nein, das war das einzige Mal.
Rebecca: Das ist irgendwie traurig :]
Matthias: (lacht) Das ist schon ganz gut so.
Matthias erzählte mir dann noch, dass die Person, die ihn angesprochen hatte, Jeannine Wacker nicht als “Thea” identifizieren konnte.
Rebecca: Du wurdest wirklich nicht öfter erkannt?
Matthias: Ich bin mir sicher, dass ich öfter erkannt worden bin. Ich bin schon angestarrt oder unschlüssig angesehen worden, aber angesprochen wurde ich eben nur das eine Mal :)
Rebecca: Was ist dein Lieblingsbuch, Matthias?
Matthias: Hmm… das hab ich von einer Freundin bekommen… ich bin zwar noch nicht fertig, aber es ist … von Rainer Maria Rilke… “Briefe an einen jungen Dichter”. Kennst du es?
“Briefe an einen jungen Dichter” ist wunderschön geschrieben. Genau wie Matthias finde ich, dass Rilke treffsicher beschreiben kann, warum ein Dichter, Künstler … (also alle, die das Gefühl haben sich auf irgendeine Art und Weise “auszudrücken”) macht, was er macht und welche Rolle er dabei einnimmt. Ich kann’s nur empfehlen. Es spricht wahrscheinlich vor allem diejenigen an, die ihren “Weg” und ihren “Platz” in der Welt noch nicht gefunden haben.
Rebecca: Dein Lieblingsfilm?
Matthias: Hm… ich mag viele Filme - ich geh ja auch gerne ins Kino. Ich weiß nicht ob ich mir einen Film aussuchen kann… “Die Truman Show” finde ich gut und … es gibt diesen Film, “Die Körperfresser kommen”. Den gibt’s in mehreren Versionen und gerade wird ein Remake mit Daniel Craig gedreht. Der Titel ist bescheuert, aber der Film ist an sich gut - auch wenn das kaum zu glauben ist :).
Rebecca: Und welche Musik hörst du so?
Matthias: Alles mögliche. Ich mag “unplugged” oder “live” Sachen und ich finde es schön, wenn richtige Musiker am Werk sind und man richtige Instrumente hören kann-
Rebecca: Eine Gitarre… :)
Matthias: ... Und einen Bass und ein Schlagzeug :). Elektronisch erzeugte Musik, Techno und dergleichen, finde ich jetzt nicht so…
Rebecca: Gut … dein Lieblingstitel aus “Frühlings Erwachen”?
Matthias: “Touch me” (“Spür mich“).
Rebecca: Was ist deine beste und deine schlechteste Eigenschaft? (grinst diabolisch)
Matthias: Ich kann Sachen, die mich interessieren, schnell lernen. Und da ich ja vielseitig interessiert bin, ist das eine gute Sache. Aber das hat natürlich auch seine Schattenseiten. Zum einen kann ich vieles bloß ein wenig und zum anderen fühle ich mich während meiner Höhenflüge manchmal besser als andere.
Wichtig ist nur, während des Höhenflugs niemanden - was ist ein gutes Bild dafür? - niemanden auf den Kopf zu spucken.
Rebecca: Hmmm… ich denke das ist aber auch irgendwie ein Vorteil. Wenn du von dir überzeugt bist, ist es wohl auch einfacher, andere zu überzeugen…
Matthias: Stimmt :). Das ist eine recht grenzwertige Angelegenheit.
Rebecca: Du bist süchtig nach…?
Matthias: Gummibärchen … Weingummi - ich bin nicht so der Schokolade-Typ.
Unwürdiger! Wie kann man bloß kein Schokolade-Typ sein?
Matthias: Nennt man das bei euch auch so: Weingummi?
Rebecca: Jep, Gummibärli … Gummizeugs halt.
Matthias: Davon könnte ich so viel essen, bis mir schlecht wird.
Rebecca: Ist das schon mal passiert???
Matthias: Ja… (lacht).
Rebecca: Kommen wir zu den interessanten Fragen. Erzähl mir alles über deine Karriere - was vor “Frühlings Erwachen” war, was du jetzt nach “Frühlings Erwachen” machen wirst, wie du zur Musik und zum Theater gekommen bist…
Die darstellenden Künste und die Musik begleiten Matthias Bollwerk beinahe schon sein ganzes Leben lang: Als Kind war er in einer Schauspielgruppe und nahm Klavierunterricht, später war er auch Mitglied des Kinderchors im Aalto-Theater in Essen, wo er auch zum ersten Mal als Statist auftrat. Mit 13-14 Jahren begann er seine eigenen Songs zu schreiben und mit 16 hatte er einen Platz im Extra/Laien-Chor des Stadttheaters Lüneburg. Obwohl ihn Schauspiel ebenfalls interessierte, konzentrierte er sich zunächst auf Musik. Er arbeitete dann auch ein Jahr lang beim Radio. Seit 2007 studiert er an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden.
An der Hochschule hörte auch von dem Casting für “Frühlings Erwachen” (welches ursprünglich in Düsseldorf aufgeführt werden sollte) an dem er teilnahm und schließlich die Rolle des Ernst bekam. Von der Verlegung der Aufführungen nach Wien ließ er sich nicht stören und so verschlug es ihn nach Österreich.
Matthias hat noch keine konkreten Pläne; er lässt das einfach auf sich zukommen. Es sieht aber so aus als hätte ihn der berufliche Alltag als Darsteller so gut gefallen, dass wir in der Richtung bestimmt noch von ihm hören werden.
Rebecca: Wie bist du eigentlich auf die Idee mit dem “Notizblog” gekommen?
Matthias: Eigentlich wollte ich bloß Proben und Auftritte meiner Band - Rallye heißt sie - hochladen. Ein bisschen Werbung für uns machen. Nun, da war ich halt in Wien und dachte mir, dass ich, wenn ich schon hier bin, etwas von der Stadt und von “Frühlings Erwachen” zeigen könnte.
Rebecca: Und wie sieht es so mit der Resonanz aus?
Matthias: Für Youtube-Verhältnisse ist es jetzt nicht besonders herausragend, aber ich bin zufrieden. Ein Video wird im Durchschnitt 200 mal aufgerufen und, dass sich jeden Tag etwa 200 Menschen die neue Folge “Notizblog” ansehen, empfinde ich als Kompliment. Sehr geholfen hat mir der Kultur-Channel (www.kultur-channel.at), der mich ja mehr als nur einmal verlinkt hat. Das ist natürlich ein riesiges Kompliment.
Rebecca: Die nächste Frage … Wie hast du die Rolle bei “Früh-… Schäme dich! Das hast mir bereits vorweggenommen…
Matthias: Tut mir Leid. :]
Rebecca: Könntest du mir etwas über die Reaktionen und die Rückmeldung des Publikums bei der Kussszene (Hänschen und Ernst - offensichtlich beide männlich - küssen sich) erzählen? Ich meine, die war ja teilweise…
Matthias: Das war ganz unterschiedlich. Manchmal war es ruhig, an anderen Tagen wurde wiederum gelacht, was ja gut ist. Die Szene sollte schließlich auch ein wenig lustig sein. Hin und wieder gab es Ekelrufe und manchmal hat dann das Publikum selbst auch wieder auf das Publikums reagiert. Applaudiert wurde uns auch-
Rebecca: Bestimmt eine Wertschätzung eurer Darbietung, weil es so.. realistisch aussah. Andererseits…
Matthias: Aber andererseits sollte das doch vollkommen normal sein. In den USA kann ich das noch eher nachvollziehen, aber hier… die heftigen Reaktionen haben mich schon ein wenig überrascht.
Die schönste Rückmeldung war… da war eine schwangere Frau und bei dieser Szene hat sie plötzlich gelächelt und ihren Bauch gestreichelt hat. Ich weiß zwar nicht, was das bedeuten soll und ob für das Kind irgendwie etwas geplant ist…;)
Rebecca: (lacht) Ich glaub’, ich will’s gar nicht wissen.
Matthias: Das Schlimmste war, als uns tatsächlich einmal von den Rängen zugerufen wurde: “Verbrennt sie.”
Mein erster Gedanke: “Was zum Henker? Abartig!”
Mein zweiter Gedanke: “Das Mittelalter lässt grüßen.”
Rebecca: Matthias, ich vermisse auf der “Frühlings Erwachen”-CD schmerzlich die Reprise von “Mehr als nur Worte”. Wo ist die geblieben? Habt ihr am Tag, als das aufgenommen wurde, so erbärmlich gesungen?
Matthias: Ich glaube nicht, dass wir schlecht gesungen haben. Die Produzenten durften die Lieder aussuchen, die auf die CD kommen sollten. Uns wurde gesagt, dass sie keinen Platz mehr haben.
Rebecca: Auf die US-Version haben doch auch mehr Lieder gepasst…
Matthias: Meine Vermutung ist, dass es, genauso wie “The Guilty Ones” aufgrund der Click-Tracks weggelassen wurde, die in der US-Produktion eingeführt wurden.
Ein Click-Track ist vorher aufgenommen, in diesem Fall aus dem Computer kommende Musik, die zusätzlich zu den Live Instrumenten zu hören ist.
Matthias: Für jeden Titel müssen Abgaben gezahlt werden. Und für die Click-Tracks müssen noch einmal extra Abgaben gezahlt werden. Es war wohl eine Frage des Geldes.
Rebecca: Die “Frühlings Erwachen” - Choreografie war ja teilweise… recht wild. Gab es denn gar keine Verletzte?
Matthias: Doch, aber nichts Schlimmes :). Vielleicht hat sich mal jemand etwas gezerrt oder ist blöd aufgekommen. Aber man gewöhnt sich an die Bewegungsabläufe. Außerdem hatten wir jeden Tag vor der Show ein 25-minütiges Warm-up.
Rebecca: Was wird dir an Wien fehlen und was wird dir überhaupt nicht fehlen?
Matthias: Die Stadt an sich, die Orte, die Plätze. Wien ist eine schöne Stadt.
Rebecca: Gibt’s in Deutschland denn keine schönen Städte?
Matthias: Doch, doch :). Erm… was wird mir überhaupt nicht fehlen…
Die Öffnungszeiten! Dresden hat viel weniger Einwohner und dort haben die Geschäfte bis 9 Uhr am Abend geöffnet. Dass die U-Bahn bloß bis 1 Uhr fährt, werde ich auch nicht vermissen. Dafür sind die Taxis in Wien noch leistbar…
Rebecca: Du solltest nicht vergessen, dass vor allem auch viele WienerInnen dieses Interview lesen werden. Du solltest vielleicht noch etwas Nettes sagen…
Matthias: Wien ist eine super Stadt, wirklich sehr schön. Ich könnte mir definitiv vorstellen, zukünftig hier zu wohnen.
Rebecca: Du hast dich gerade noch so gerettet :).
Matthias: Glück gehabt ;)
Rebecca: Die letzte Frage - hast du tatsächlich das “Miau” gehört, dass ich von mir gegeben habe oder wolltest du mich bloß ärgern?
Matthias: Ich habe es gehört :).
Rebecca: Nein, das wird doch bestimmt öfter passiert sein. Ich meine, die Aussage “Ich bin wie ein Kätzchen” lädt ja praktisch zum Miauen ein. Hilfe. Ich geh’ mich in der Donau ertränken.
Und dann war dieses nette, informative und sehr unterhaltsame Gespräch leider auch schon zu Ende. Wie ihr vielleicht schon bemerkt habt, habe ich mich dann doch nicht in der Donau ertränkt.
Vielen Dank an Matthias Bollwerk, der sich, trotz Zeitmangels, dazu bereit erklärt hat, interviewt zu werden, und ohne den dieses Treffen wohl kaum stattgefunden hätte!
Hier noch mal die wichtigsten Adressen:
Matthias' Youtube-Account
Matthias' Myspace-Seite
und das Gegeninterview, Matthias befragt Rebecca :) (Notizblog Folge 32)
Tollkirschenmuffin - 4. Jun, 05:51